Turkei bestellt deutschen Diplomaten ein

SPIEGEL ONLINE – 16. Juni 2005, 11:35
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Armenier-Massaker

Turkei bestellt deutschen Diplomaten ein

Die unterschiedliche Interpretation des Volkermords an den Armeniern
belastet erneut das deutsch-turkische Verhältnis. Der Gesandte der deutschen
Botschaft in Ankara wurde wegen eines anstehenden Bundestagsbeschlusses zu
dem Thema ins turkische Außenministerium zitiert.

AFP
Aufnahme aus dem Jahr 1915: Turkische Soldaten stehen in Aleppo neben
gehängten Armeniern
Ankara – Mit Blick auf die gemeinsame Entschließung der deutschen
Bundestagsfraktionen zum Gedenken an die Massaker an den Armeniern in der
Zeit des Ersten Weltkriegs sei dem deutschen Diplomaten die turkische
Position verdeutlicht worden, sagte ein Sprecher des turkischen
Außenministeriums.

Außenminister Abdullah Gul kritisiere den im Bundestag vorliegenden Antrag
als “verletzend” fur die Turkei und die in Deutschland lebenden Turken,
sagte der Sprecher weiter. Der Antrag sollte im Laufe des Tages im Bundestag
ohne Debatte verabschiedet werden. Der Begriff “Volkermord” taucht nicht im
Text des Antrages selbst, wohl aber in der Begrundung auf.

Armenien und ein Großteil der internationalen Offentlichkeit stufen den Tod
von mehreren hunderttausend Armeniern zwischen 1915 und 1917 als Volkermord
ein. Aus Sicht der Turkei handelte es sich bei den Ereignissen dagegen um
die tragischen Folgen einer Zwangsumsiedlung, die wegen des Krieges
erforderlich gewesen sei.

Bei den Massakern und Todesmärschen starben zwischen 300.000 und 1,5
Millionen Menschen. Der Volkermordsstreit verhindert bis heute eine
Normalisierung der Beziehungen zwischen der Turkei und dem Nachbarstaat
Armenien.

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From: Emil Lazarian | Ararat NewsPress

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